Hurra, die Schule brennt (AT)

Ein Jahr nach Ende Corona-Lockdowns werden die gewaltigen Herausforderungen in unserem Bildungssystem deutlich. Schmerz, Entfremdung und Zukunftsängste bei den Schüler:innen, akuter Lehrer:innenmangel, Bulimie-Lernen, obwohl es der Lehrplan so gar nicht vorsieht. Die eigentlichen Zukunftsherausforderungen nur bedingt auf dem Schirm? Die Stimmen nehmen stark zu, die von einem Bildungsfiasko sprechen! In dem Dokumentarfilm „Hurra, die Schule brennt (AT)“ begleiten wir Bildungsaktivist:innen, bei ihrem Kampf für ein anderes Schulsystem. Über sie will der Film der Frage nachgehen, welche Anforderungen das 21. Jahrhundert an unser jetziges Schulsystem stellt. Dafür sind sie in verschiedenen Initiativen aktiv, kooperieren mit staatlichen Initiativen oder handeln in deren Auftrag.

  • Margret Rasfeld, anerkannte und medial viel zitierte Bildungsaktivistin, pensionierte Schulleiterin und Lehrerin, reist täglich quer durch Deutschland, um in Vorträgen Diskussionsrunden im Rundfunk und Fernsehen für ein Systemwechsel in der Bildungspolitik zu werben. Gemeinsam mit anderen Aktivist:innen plant sie deutschlandweit Volksbegehren zur Notenabschaffung als Anfang für das Ende des dreigliedrigen Schulsystems.
  • Maxi Heß, Schulleiterin einer staatlichen Versuchsschule in Dresden, plant die Schule der Zukunft. Sie arbeitet aktiv mit Eltern und Pädagog:innen an neuen Lernkonzepten, die in einigen Jahren an jeder Schule umsetzbar sein sollen.
  • Die 11:Rebellinnen, ein lokales Aktionsbündnis von Schüler:innen, welches am Ende des Corona-Lockdowns zunächst anonym Protestbriefe gegen das Bulimie-Lernen an einem Leipziger Gymnasium plakatierte und später im öffentlich Raum vorlas, nun selbst ihr Abitur schreiben und sich gegenwärtig keineswegs durch die Schule auf die Zukunft vorbereitet fühlen.

Ein ganzes Schuljahr lang begleiten wir die drei Generationen, die in unterschiedlichen Zeiten aufwuchsen und sozialisiert wurden, bei Ihrem Engagement für eine bessere Bildung. Was läuft schief im Deutschen Bildungssystem? Welche Positionen stehen im Raum? Was verbindet sie in ihrem gemeinsamen Kampf? Woran und an wem scheitern die Aktivistinnen im Kampf für die Transformation des Bildungssystem? Was ist der Ausweg?

Der Dokumentarfilm versteht sich dabei als Impulsgeber, um die scheinbar unversöhnlichen Perspektiven in der gegenwärtigenBildungsdebatte zusammenzubringen. Der Film wird unweigerlich zu einem eigenen Kompendium, um zu verstehen, wie ein altes System sich den heutigen und zukünftigen Gegebenheiten anpassen kann oder eben nicht.

Das Team

Director Statement

Die Krise im Bildungssystem ist längst da – doch erst jetzt – paradoxerweise nach und nicht während der Corona-Pandemie – wird sie (augenscheinlich) als eine gesellschaftliche Herausforderung mehrheitlich akzeptiert. Jene individuelle Krise – geprägt von Bulimie-Lernen, akuten Lehrer:innenmangel und ersten Studien, die von noch größeren Lerndefiziten, Entfremdung oder Burn-Out nach der Corona_Pandemie bei Schüler:innen spricht. Zukunftsängste der jungen Generation werden ignoriert. Junge Menschen werden lediglich als Arbeitskräfte gesehen, welche die alternde Gesellschaft finanzieren soll.

Jene Systemkrise, die vergisst, dass die Schüler:innen auf eine zukünftige Arbeitswelt treffen, die wir mit  der Etablierung von Künstlicher Intelligenz heute noch nicht wirklich vorhersehen können. Jene Sinnkrise, die bis heute den anstehenden und unumkehrbaren Klimawandel akzeptiert, aber augenscheinlich nicht eine Korrektur des persönlichen Lebensstils zur Folge hat. Unsere Ohnmacht, die notwendigen Reformen proaktiv anzugehen und dabei junge Menschen wütend zurücklässt.

Die Erkenntnisse sind längst da – wir wissen, wie gute Schule funktioniert. In jeder Präambel der einzelnen Schulgesetze unseres föderalen Bildungssystem in Deutschland sind der gesellschaftliche und partnerschaftliche Auftrag von Schule und Eltern verankert, Kinder und Jugendliche zu mündigen, sie zu weltoffenen und selbstbestimmten Wesen zu erziehen und zu begleiten. Schule soll prägen und Einfluss auf das spätere Leben nehmen. Sie verbringen mehr Zeit in der Schule als im familiären Umfeld. Augenscheinlich ist unser Schulsystem stark in der Vergangenheit verwurzelt. Statt proaktiv den Klimawandel und die Veränderung der Arbeitswelt als Chance zu befreien, drohen wir wieder in alte Argumentationen, Schuldzuweisungen und Handlungen zu verfallen, wie die gegenwärtige Debatte zum Lehrer:innenmangel  in Deutschland aufzeigt.  Selbst die Corona-Pandemie hat es nicht geschafft, einen gesellschaftlichen Diskurs über die Bildung von morgen anzuregen, konstruktive und unbürokratische Wegmarken herbeizuführen oder utopisch zu denken. 

Blicken wir auf unser eigenen Schulerfahrungen oder die unserer Kinder zurück, scheint sich das Bildungssystem seit Jahren nicht verändert zu haben: 45 Minuten Unterrichtseinheiten zusammengefasst zu 90 Minuten Einheiten, Frontalunterricht mit einer Projektwoche vor Schuljahresende, Festhalten am Lernplan und Schulnoten. Die eigene kindliche Neugier und Aufgeschlossenheit gegenüber Wissen und der eigenen Umwelt verkommt im Laufe der eigenen Schulzeit. Die Anekdoten aus der Schulzeit sind Jahre später im Erwachsenenalter oftmals die Gleichen: Langeweile, fehlende Vorbereitung auf das Leben danach. Ohne gute Schul- und Verhaltensnoten kommst du nicht aufs Gymnasium! Die Bildungsfrage wird unweigerlich zu einer ideologischen Frage. Sie macht transparent, wie schwer es uns bis heute fällt als Gemeinschaft uns auf den notwendigen Wandel einzustellen.

Unser Kinodokumentarfilm „Hurra, die Schule brennt (AT) provoziert damit einen kritischen, für Utopien offenen Blick aufs deutsche Bildungssystem: wie es ist und wie es sein könnte.Die Perspektive der engagierten Bildungsaktivist:innen ist für den Film von zentraler Bedeutung, weil sie Ideen von besserer Schulbildung vertreten, aber gleichzeitig auch die Umsetzbarkeit hinterfragen und auf Lehrer:innen, Eltern, Politiker:innen treffen, die andere Positionen einnehmen.

Projektpartner